Die Säulen der Resilienz und was sie im Unternehmenskontext bedeuten können

In diesem Beitrag geht es darum, meine Erfahrung als Product Owner & Trainerin im agilen Unternehmenskontext und die Säulen der Resilienz zu verknüpfen. Ich bin der Überzeugung, dass sie sehr viel miteinander zu tun haben und gerade in Veränderungsprozessen von entscheidender Bedeutung sind.

In meinen Workshops geht´s fast ausschließlich um die Säulen der Resilienz, Teile daraus und den Transfer in den Alltag eines Menschen oder einer Organisation. Und immer wieder stelle ich fest, dass Teilnehmende Resilienz kennen und wünschen, ihnen jedoch Impulse zum Umdenken fehlen, damit sie handlungsfähig sind.

Wenn ein Unternehmen sich verändert und/oder das Umfeld, dann bedarf es eines strukturierten Change Prozesses. Für diesen können die Säulen der Resilienz hervorragende Stütz- oder Eckpfeiler sein. Daher werde ich sie im Folgenden erläutern und euch zu jeder Säule „Erste-Hilfe“ – Ideen an die Hand geben.

#Annahme-einer-Situation, #Selbstverantwortung, #Selbstwirksamkeit, #Zukunftsorientierung, #Lösungsfokus, #Optimismus, #Entspannung, #Netzwerkbildung

Säule 1: Annahme einer Situation

Indem die Situation, also auch die Veränderung, angenommen wird, ist der erste und fast wichtigste Schritt getan, um daraus in die Handlung zu kommen. Es heißt nicht, dass die Situation gut geheißen wird oder es ein unfaires Handeln rechtfertigt. Vielmehr ist es das Akzeptieren, dass es jetzt so ist, um daraus Schritte abzuleiten, die du jetzt besser tun kannst, als dich den ganzen Tag zu ärgern.

💡 1. Hilfe: „Danke“ zur Situation sagen. Auch, wenn es total anstrengend ist und natürlich eine Umstellung, hilft ein „Danke“, um mit der Situation umgehen zu können. Unser Hirn ist drauf trainiert, ein Danke mit einem „Wofür?“ zu belohnen und automatisch kommen wir ins positive Denken

Im organisatorischen Kontext bedeutet diese Säule, dass sich Verantwortliche zusammen setzen und den Status Quo herleiten. Wichtig: Ohne Bewertung! Also nicht sowas, wie „das neue System ist schlecht“, sondern „ein neues System wurde eingeführt“. Dadurch kommt ihr zum einen raus aus negativen Schleifen und zum anderen merkt ihr vielleicht sogar, dass es halb so wild ist, was gerade passiert.


Säulen der Resilienz: Selbstverantwortung

Säule 2: Selbstverantwortung

Es geht IMMER darum, dass du jemand anderen, ein anderes Team oder Unternehmen oder den Markt in der Regel nicht ohne weiteres verändern kannst. Bleib also bei dir und fange bei dir an. Das gilt für dich als Individuum, aber auch für ein Unternehmen bzw. die Organisation.

💡 1. Hilfe: Stell dir die Frage: Was hat die Situation mit mir zu tun? Oder „Aus welchen Bereichen meines Lebens kenne ich dieses Thema noch?

Im organisatorischen Kontext kann es hilfreich sein, dass ihr euch überlegt, welche Prozesse möglicherweise auch an anderer Stelle nicht gut laufen. Oder du fragst dich als Führungsperson, woher du den Konflikt mit bestimmten Mitarbeitenden noch kennst. Hier geht´s um das Konfliktthema oder einen bestimmten Charakter. Welche Gemeinsamkeiten gibt es und kommen dir evtl. Erinnerungen aus anderen Lebensbereichen?
In diesem Beitrag findest du noch mehr Input zur Selbstverantwortung.


3. Säule: Selbstwirksamkeit

Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen ist von wesentlicher Bedeutung und eine der wichtigsten Säulen der Resilienz. Sich dieser bewusst zu werden, ist ein erster Schritt, der zwar simpel erscheint und doch so eine riesige Wirkung hat.

💡1. Hilfe:
1. Nenne einen Menschen in deinem Umfeld, den du bewunderst –> was würde er dir in der entsprechenden Situation raten?
2. Auf welche deiner persönlichen Eigenschaften, Talente und Werte bist du besonders stolz? –> wie haben sie dir schon geholfen bzw. können sie dir in Zukunft in fordernden Situationen helfen?
3. An welchem Ort fühlst du dich pudelwohl? Beschreibe diesen Ort so detailliert, wie möglich –> mache ihn zu deinem inneren Kraftort und gehe hin, wenn du ihn brauchst.
4. Woran glaubst du, was gibt dir Kraft? (Das kann ein religiöser, spiritueller, meditativer oder weltanschaulicher Glaube sein) –> gehe in der nächsten Mittagspause spazieren und lasse dich von einem Symbol oder einem Bild dafür finden als sichtbaren Reminder.

Bezogen auf ein Team können diese Fragen sehr wertvoll sein, um in der Gemeinschaft handlungsfähig zu bleiben. Setzt euch doch mal im Team zusammen (gern im Park oder Wald) und spielt gemeinsam mit den Antworten. Ihr könnt sie auch erst einzeln beantworten und dann in der Gruppe übereinander legen. Daraus entsteht Vertrauen, Verständnis und Konsens – drei wichtige Faktoren für starke Teams.


4. Säule: Zukunftsorientierung

„Energy follows attention“ – wenn du also gedanklich in der Vergangenheit festhängst, wirst du nicht nach vorn schauen können bzw. die Chancen in der Gegenwart und Zukunft nicht wahrnehmen.

💡 1. Hilfe: Du kennst den Satz „Hätte ich mal besser…“. Hänge nicht in Dingen fest, die du nicht (mehr) ändern kannst. Stelle dir stattdessen die folgenden Fragen:

– Was lerne ich daraus?
– Wofür ist diese Situation jetzt in meinem Leben?
– Warum darf ich dankbar für diese Situation sein?
– Was mache ich beim nächsten Mal anders?

Als Organisation ist eine Retrospektive ein wundervolles Format, um Themen und Ereignisse zu reflektieren, ganz ohne Fingerpointing und Blaming. Es geht vielmehr darum,

… konstruktiv nach vorne zu schauen
… den Fehler zu nutzen, um uns weiterzuentwickeln
… „Danke“ zu sagen zum Fehler, weil er uns zum Umdenken anregt (Edison hat die Glühbirne nicht willentlich erfunden. Sie ist aus einem „Fehlexperiment“ entstanden.)
… als Team zusammenzuwachsen
… Vertrauen zu entwickeln, füreinander miteinander

Lenkt den Fokus lieber auf Vorwärtsschritte. Hier gibt´s noch mehr Input.


5. Säule: Lösungsfokus

Ein Punkt, der sich aus der Zukunftsorientierung ergibt, ist das Finden von Lösungen, nach dem das Problem verstanden wurde. Auch hier gilt: „Energy follows attention“ – drehst du dich also im Gedankenkarussell zum Problem, wirst du da auch drin bleiben.

💡 1. Hilfe: Unterbrich das Muster und nimm zunächst die Situation als „es ist jetzt so“ an. Ja, auch, wenn es sich erstmal komisch anfühlt, kannst du die Situation annehmen. Und dann hilft die Frage: Was kann ich jetzt tun, damit es mir besser geht? Was brauche ich jetzt, um weitermachen zu können. Sei dabei so konkret wir möglich.

Wenn ihr als Team in einem Meeting sitzt und euch immer wieder im Kreis dreht, können zwei Sachen helfen:
1. ELMO – als Akronym für „enough, let´s move on!“
2. Stellt euch die o.g. Fragen, die helfen tatsächlich auch im Unternehmenskontext.
3. Holt euch jemanden dazu, der oder die unbeteiligt ist. Denkt nicht immer, dass „unsere Kundschaft oder Probleme in unserer Abteilung nicht vergleichbar sind“. Oh doch, das sind sie! Ihr habt vielleicht ein anderes Produkt, Dienstleistung oder Prozess, und doch verkauft ihr diese an Menschen oder arbeitet mit ihnen zusammen.


sei die Veränderung mit Ichsamkeit®

Säule 6: Optimismus

Es heißt ja immer, entweder ein Mensch ist optimistisch oder nicht. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch eine positive Sichtweise oder Haltung zu etwas einnehmen kann, wenn er wirklich will. Oft fehlen nur Impulse oder die richtige Frage, um das herauszufinden.

💡 1. Hilfe: Lächelt mal in einer für euch fordernden Situation. 60sek Lächeln signalisieren dem Hirn „Oh, ich bin gut drauf“. Klar, ist das sehr überspitzt und stellenweise auch provokativ. Es soll auch nicht als „Allheilmittel“ oder dem Zecke entfremdet werden, es soll vielmehr sagen, dass ihr es in der Hand habt und es Möglichkeiten gibt.

Wenn ihr also in einem angespannten Gespräch seid (z.B. mit einer Person im Büro oder der Küche), dann lächelt doch einfach mal und fragt ihn „Wenn es nur eine ganz kleine Möglichkeit gäbe, die ich jetzt tun könnte, um dich zum Lächeln zu bringen, was wäre es?“ Und vielleicht kommt eine Antwort oder die Person fängt von selbst an zu lächeln, weil sie an etwas schönes denkt…


Säule 7: Entspannung

Pausen sind nicht nur für Menschen, sondern auch als Organisation enorm wichtig. Mal zu Atem kommen und die verbrauchte Energie loslassen. Das bringt neuen Antrieb und Innovationen hervor.

💡 1. Hilfe: Trinke einen achtsamen Kaffee, in dem du ganz bewusst zur Kaffeemaschine gehst, dem Kaffee beim Brühen zuschaust, den Geruch wahrnimmst und dich voll und ganz auf den Geschmack einlässt. Hier gibt´s die ausführliche Anleitung dazu.

Für Unternehmen kann ein regelmäßiger „Urlaubstag“ ein Game Changer sein. Es bieten sich, je nach Kontext, Hackathons, Open Spaces & Barcamps oder Gesundheitstage an. Bucht euch z.B. jemanden, der/die eure Mitarbeitenden durch einen Tag voller Entspannung, Abwechslung, Umdenken und neuer Impulse führt (die Happy Silence eignet sich hervorragend dafür) – ihr investiert so nicht nur in die Gesundheit eurer Mitarbeitenden, sondern auch ins Employer Branding, die Motivation und die mentale Agilität.


Säule 8: Netzwerkbildung

Im privaten wie im unternehmerischen Kontext gilt: holt euch andersdenkende Menschen hinzu. Fändet ihr die Lösung selbst, hättet ihr das Thema nicht. Das gilt in mehrere Richtungen:
– andersdenkende Menschen bringen neue Perspektiven in einen Sachverhalt, vielleicht ergibt sich dadurch eine Lösung, die ihr alle noch nicht auf dem Schirm hattet
– wenn ihr Menschen an Entscheidungen (z.B. in Veränderungsprozessen) beteiligt, dann ist die Motivation viel größer, euch zu begleiten und Themen zu gestalten.

💡 1. Hilfe: sucht euch jemanden, mit der/m ihr euch noch nie oder nicht so oft gesprochen habt, z.b. beim Kaffeeholen in einer anderen Abteilung als der eigenen. Nehmt euch erstmal ein kleines und vielleicht nicht zu persönliches Thema. Und dann fragt um Rat oder Unterstützung. Wir lieben es in der Tegel, um Hilfe gebeten zu werden – warum sollen wir das nicht innerhalb eines Netzwerkes nutzen und uns so gemeinsam weiterentwickeln?

Für Unternehmen gilt das genauso. Tut euch mit Unternehmen zusammen, die eure Herausforderung schon gemeistert haben. Noch besser ist es, die eigenen Mitarbeitenden zu fragen – dafür lege ich sprichwörtlich „meine Hand ins Feuer“: ihr werdet mit Sicherheit Ideen sammeln, wie ihr die Herausforderung lösen könnt. Der Clou dabei ist: ihr habt Unterstützung aus den eigenen Reihen und könnt mit ihnen gemeinsam ein Ziel erreichen. Das ist Motivation pur!

Das war nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten, wie ihr die Säulen der Resilienz für euch und im Unternehmen nutzen könnt um die Zusammenarbeit zu verändern. Melde dich gern bei mir, wenn du einen tieferen Austausch wünschst oder wir uns bei euch im Unternehmen zusammensetzen….

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